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Behavioral Finance: Overconfidence Bias

  • Michael Bichlmeier
  • vor 3 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Warum Anleger sich oft überschätzen

In der Welt der Finanzmärkte geht es nicht nur um Zahlen, Charts und Renditen. Es geht auch um Psychologie. Einer der spannendsten Bereiche in diesem Zusammenhang ist Behavioral Finance, also die Verhaltensökonomik. Sie untersucht, wie psychologische Faktoren Anlageentscheidungen beeinflussen. Ein besonders verbreiteter Denkfehler ist dabei der Overconfidence Bias – die Selbstüberschätzung.


Was ist der Overconfidence Bias?

Der Overconfidence Bias beschreibt die Neigung von Menschen, ihre eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse oder Vorhersagekraft zu überschätzen. Anleger glauben häufig, dass sie mehr Kontrolle über Ergebnisse haben, als tatsächlich der Fall ist. Oder sie sind überzeugt, dass sie die Märkte besser verstehen als andere.

Diese Selbstüberschätzung kann mehrere Formen annehmen:

  • Overprecision:  Übertriebene Sicherheit in den eigenen Einschätzungen.

  • Overestimation:  Überschätzung der eigenen Fähigkeiten (z.B. Timing von Ein- und Ausstiegen).

  • Illusion of Control:  Der Glaube, Ereignisse beeinflussen zu können, die objektiv nicht kontrollierbar sind.

Ein klassisches Beispiel: Viele Privatanleger sind überzeugt, sie könnten den Markt „schlagen“, obwohl Studien zeigen, dass dies langfristig nur wenigen gelingt.


Warum tritt Overconfidence Bias auf?

Menschen mögen Sicherheit. Wer glaubt, besonders kompetent zu sein, empfindet weniger Unsicherheit – das fühlt sich gut an. Außerdem werden Erfolge oft auf die eigenen Fähigkeiten zurückgeführt, während Misserfolge den Umständen angelastet werden. Dieses Muster nennt man Self-Attribution Bias.

Gerade in Phasen steigender Kurse kann Overconfidence besonders stark werden: Läuft es gut, wächst der Eindruck, man habe den Erfolg selbst herbeigeführt. Die Folge: Anleger gehen höhere Risiken ein und treffen impulsivere Entscheidungen.


Welche Folgen hat Overconfidence Bias?

Der Overconfidence Bias kann sich erheblich negativ auf die Performance auswirken:

  • Übermäßiger Handel: Wer sich überschätzt, handelt häufiger – Studien zeigen, dass häufige Transaktionen tendenziell die Rendite mindern.

  • Mangelnde Diversifikation: Selbstüberschätzte Anleger setzen oft auf wenige Werte oder Sektoren, in denen sie sich vermeintlich besonders gut auskennen.

  • Fehler beim Timing: Anleger trauen sich, Marktbewegungen vorherzusagen, und steigen zu ungünstigen Zeitpunkten ein oder aus.

  • Unterschätzung von Risiken: Wer glaubt, besonders clever zu sein, ignoriert die Wahrscheinlichkeit von Verlusten.



Wie kann man Overconfidence erkennen und vermeiden?

Es ist schwierig, sich die eigene Selbstüberschätzung einzugestehen. Dennoch gibt es Strategien, um den Effekt zu reduzieren:

Regelmäßige Reflexion: 

Hinterfrage deine Entscheidungen: Wurden sie aus Fakten oder dem Bauchgefühl getroffen?

Checklisten nutzen: 

Klare Kriterien helfen, impulsive Entscheidungen zu vermeiden.

Diversifikation: 

Breite Streuung mindert das Risiko, auf wenige „Wetten“ zu setzen.

Langfristiger Fokus: 

Versuche nicht, kurzfristige Bewegungen vorherzusagen.

Dokumentation: 

Führe ein Anlagetagebuch, in dem du deine Überlegungen festhältst – so kannst du später prüfen, ob du wirklich richtig lagst.


Fazit

Der Overconfidence Bias ist einer der häufigsten und zugleich gefährlichsten Denkfehler in der Geldanlage. Wer ihn kennt und aktiv gegensteuert, schützt sich vor übermäßigem Risiko und unnötigen Verlusten.

Behavioral Finance zeigt: Die größten Feinde des Erfolgs liegen oft nicht am Markt – sondern in uns selbst.




 
 
 

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